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Definitionen und Tests zur Bestätigung des Zusammenhangs von Iriki-Deki-Eigenschaft des Bogens, Verwindung des Bogens und Pfeilflug
Hypothese 1:
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Iriki-Deki-Eigenschaft des Bogens und dem notwendigen Grad, den der Bogen verwunden werden muss, damit Pfeile in die Richtung fliegen, in die sie beim Abschuss zeigen.
Um dies auszutesten ist es zweckmäßig die Bestimmung der Iriki-Deki-Eigenschaft eines Kyudo-Bogens zu standardisieren
Definition der Iriki-Deki Eigenschaft eines Kyudo-Bogens nach G. Ismer:
"Da ein beschleunigter Pfeil die rechte Bogenkante passieren muss, sollten Bogenkante und Sehne möglichst in einer Flucht liegen. Der Bogen erfährt deshalb bei der Konstruktion im Mittelbereich eine seitliche Verbiegung senkrecht zur Schußrichtung (iriki). (Andere Kulturen halten diesen Bereich besonders schmal oder schneiden den Bogen bis zur Mitte aus.).....Die gegenteilige Form zum iriki heißt deki. Hier liegt die Sehne an der linken Bogenkante."
Vorschlag zur Standardisierung
der Erfassung der
Iriki-Deki-Eigenschaft eines Kyudo-Bogens
Die Rückseite des Bogengriffs wird etwas erhöht parallel zu einer Platte fixiert, so dass sich der Rest des Bogens frei in der Luft befindet.
Ein Winkeleisen wird an die Anlegestelle des Pfeils an der rechten Schmalseite oberhalb des Griffs angelegt. Die den Bogen berührende Kante des Winkeleisens ist gewißermaßen das Lot auf die Griffebene des Bogens
Von diesem Lot messen wir auf Höhe der Sehne parallel zur Griffebene den Abstand zwischen Winkeleisen und Mitte der Sehne.
Ist dieser Abstand weniger als die Hälfte der Griffbreite kann von einer Iriki-Eigenschaft gesprochen werden. Ist der Abstand größer, kann von einer Deki-Eigenschaft des Bogens gesprochen werden.
Das Verhalten von Bogen an derBogen-Pfeil-Abschuss-Maschine bei Schrägstellung/Verwindung der Bogen
Vorläufiges Testergebnis
Es wurden drei Bogen getestet. Die Pfeile wurden von der Bogen-Pfeil-Abschuss-Maschine geschossen, in die die Bogen eingespannt waren Verwendet wurden Easton 2014 Pfeile von 100 cm Länge und einem Gewicht von 28,2 g. Das Ziel war ein Mato (36 cm) in 28 m Entfernung.
Iriki-Deki-Eigenschaft der Bogen:
Bogen 1 Sehne ca. 2mm vom rechten Bogenrand, ausgeprägtes Iriki
Bogen 2 Sehne ca. 12 mm vom rechten Bogenrand entfernt, mäßiges Iriki
Bogen 3 Sehne ca. 20 mm vom rechten Bogenrand entfernt, 5mm links von der Griffmitte,
ca. 10 mm von der linken Bogenkante entfernt, mäßig bis mittleres Deki
Schießergebnisse:
Allgemein kann gesagt werden, dass bei entsprechender Schrägstellung des Bogens, also entsprechender Verwindung, die Pfeile bei allen Bogen geradeaus flogen.
Schrägstellung der Bogen, ab der die Testpfeile geradeaus flogen
Bogen 1 ca. 1-2°
Bogen 2 ca. 6°
Bogen 3 ca. 9,5°
Exemplarisch sei der Testvorgang am Beispiel von Bogen 3, nobi/21kg/deki dargestellt.
Schrägstellung des Bogens durch Keile
Einlegen des Pfeils und Spannen des Bogens
Visieren über den Pfeil auf das Ziel bei gespanntem Bogen
Das Ziel ist ein Mato (36 cm) in 28 m Entfernung in Standardhöhe
Auch mit einer Steigerung der Schrägstellung/Verwindung des Bogens um ca. 7° war mit den 2014-er Pfeilen noch kein Pfeil-fliegt-wohin-er-zeigt-Effekt zu erreichen (siehe unten) Der Pfeil im Zentrum (s.u.) ist ein 1913-er Pfeil, der ebenfalls mit ca.7° Schrägstellung/Verwindung abgeschossen wurde.
Der 1913-er Pfeil weist gegenüber dem 2014-er Pfeil einen höheren spine-Wert auf, ist also biegsamer und weicher als dieser (siehe weiter unten Definition des spine-Werts).
Erst mit einer Einstellung von ca. 9-10° Schrägstellung/Verwindung des Bogens flogen auch die 2014-er Pfeile mittig (siehe unten)
Testschüsse mit dem nobi/21kg/deki Bogen auf 60 m
Mit der Einstellung ca. 9-10° Schrägstellung/Verwindung des Bogens kann sowohl mit 2014-er als auch mit 1913-er Pfeilen mittig geschossen und getroffen werden Die im Film weiter unten zu sehenden Abschüsse und Treffer wurden mit einem 1913-er Pfeil bei ca. 9-10° Schrägstellung/Verwindung des Bogens erreicht
Die Versuche mit dem nobi/21kg/deki-Bogen weisen darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen spine-Wert/Biegesteifigkeit des Pfeils und dem entsprechendem Grad an Schrägstellung/Verwindung des Bogens geben könnte.
Hypothese 2:
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem spine-Wert des Pfeils und dem notwendigen Grad, den der Bogen verwunden werden muss, damit Pfeile in die Richtung fliegen, in die sie beim Abschuss zeigen.
Definition des spine-Wertes , d.h. der Biegesteifigkeit des Pfeiles nach Uwe Losse:
"Der Spinewert wird wie folgt gemessen: Bei der Firma Easton wird zur Messung ein 29 inches langer Blankschaft auf einen 28 Zoll langen Zwischenraum aufgelegt. Dann wird ein Gewicht von 1,94 lbs auf den Pfeil aufgelegt und die Durchbiegung des Pfeils gemessen. Dieser Wert ist der Spine - Wert des Pfeils. Ist der Durchbiegewert hoch, dann spricht man von einem weichen Pfeil. Ist der Durchbeigewert niedrig, dann spricht man von einem harten Pfeil. Ein starker Bogen (z. B. größer 40 lbs(ca.18 kg)) benötigt einen härteren Spinewert (also niedriger). Ein leichter Bogen (z. B. 20 lbs (ca.9kg)) benötigt einen weichen Spinewert (also einen hohen Durchbiegewert)."
Vergleichende Tests zum Zusammenhang von spine-Wert/Biegesteifigkeit des Pfeils und angemessener Schrägstellung/ Verwindung des Bogens stehen noch aus.
Fazit:
Ein Hauptergebnis der durchgeführten Test liegt im folgendem:
Wie auch immer die Highspeed-Aufnahmen aus Tsukuba zu interpretieren sind, liefern die dargestellten Tests einen Beleg dafür, dass der Pfeil-fliegt-wohin-er-zeigt-Effekt je nach Bogenbeschaffenheit von einer angemessenen Schrägstellung/Verwindung des Bogens abhängt. Wir können jetzt umgekehrt behaupten :
Wenn die Tsukuba-Maschine mit dem eingespannten Bogen zielgerichtet schießt und trifft, dann muss dieser Bogen vor dem Abschuss in eine angemessene Schrägstellung gebracht, dieser Bogen also verwunden worden sein.Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Iriki-Deki-Eigenschaft eines Bogens und dem mindest notwendigen Grad der Schrägstellung/Verwindung des Bogens, der einen Pfeil-fliegt-wohin-er-zeigt-Effekt zur Folge hat.
Es besteht ein möglicher Zusammenhang zwischen spine-Wert/Biegesteifigkeit des Pfeils und dem mindest notwendigen Grad der Schrägstellung/Verwindung des Bogens, der einen Pfeil-fliegt-wohin-er-zeigt-Effekt zur Folge hat.
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Die Highspeed-Aufnahmen aus Tsukuba haben mich dazu inspiriert Tests mit einer Schrägstellung/Verwindung des Bogens durchzuführen. Mit diesem Verfahren eröffnet sich die Möglichkeit mit dem hierzulande vorhandenem, etwas schlichterem Modell einer Bogen-Pfeil-Abschuss-Maschine Kyudo-Bogen realistisch zu testen.
Tübingen, 04.01.2010 © dieser site: O.Buncsak
Aktuell überarbeitet30.11.2023